Vortrag: Bergbau in der Aachener Region und Limburg
von Alfred Reimund
Am 10. November 2022 sprach Alfred Reimund im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins über den Bergbau in der Aachener und Limburger Region. In seinem reich bebilderten Vortrag stellte der Referent anhand alter Fotos zunächst einen typischen Alltag eines Bergmanns vor. Im zweiten Teil seines Vortrages gab er den Zuhörern dann einen Überblick über die insgesamt 62 Bergwerke des Aachener und Limburger Reviers.
Man sieht nur, was man kennt. Das Aachener Revier war einmal ein bedeutsames Zentrum der deutschen Kohleförderung. Mittlerweile ist der Bergbau in unserer Region Geschichte. Die Relikte dieses einstmals bedeutenden Wirtschaftszweiges sind mittlerweile teilweise verschwunden, überbaut oder ungenutzt und damit immer weniger identifizierbar. Dabei prägte der Bergbau in unserer Region für mindestens ein Jahrhundert die Entwicklung der Städte und Gemeinden unserer Region, ihren Wohnungs- und Städtebau und die Arbeitswelt vieler tausender Menschen. Die Erinnerung an die Geschichte des Aacher Reviers und überhaupt die Geschichte seiner Heimatregion zu erhalten, hat sich der der Vortragende zu seiner Aufgabe gemacht. Er betreibt u.a. dafür in seinem Heimatort Alsdorf-Zopp ein privates Heimatmuseum.
Anhand alter Schwarz-Weiß-Fotos vorwiegend aus den fünfziger Jahren nahm der Referent seine Zuhörer mit in einen Arbeitstag eines Bergmanns und erklärte eine Vielzahl von Details bei seiner Ausrüstung, Ausstattung und den für seinen Beruf typischen Arbeits- und Verfahrensabläufen.
Nach dem Frühstück in der heimischen Küche in einer der typischen Bergarbeitersiedlungen ging es zum Zechengebäude. Der Bergmann stempelte zu seinen Arbeitsbeginn ein und hängte seine Fahrmarke ans Markenbrett. Form oder Farbe der Fahrmarke unterschied sich entsprechend der Früh-, Spät- oder Nachtschicht. Am Markenbrett war also sofort sichtbar, wer und wieviele Männer zu jeweiligen Schicht einegfahren, und ob alle Bergmänner der der jeweiligen Schicht wieder ausgefahren waren.
Danach ging es zum Umkleiden in die Weißkaue (Zivilkleidung) und anschließend in die Schwarzkaue (Arbeitskleidung). Die persönliche Arbeitsausrüstung wurde in der Lampenstube und mit der Aufnahme des Selbstretters, Wasserflasche, Helm etc. vervollständigt. Verschiedenfarbige Helme signalisierten Aufgabe und Funktion seines Trägers im Bergwerk.
Mit der Seilfahrt fuhr der Bergmann mit mehreren Metern pro Sekunde in die Tiefe. Auf der Sohle angekommen, war er längst nicht vor Ort, wo die Kohle gebrochen wurde. Mit der Grubenbahn ging es teilweise mch mehrere Kilometer durch das Stollensystem, bis er endlich an seinem eigentlichen Arbeitsort vor der Kohle, dem Flöz angekommen war.
Anhand der Bilder wurde auch deutlich, wie sehr sich die Arbeit der Bergleute beim Stollenvortrieb und beim Abbau der Kohle durch die Jahrzehnte veränderte. Wurde am Anfang noch mit Hacke und Schippe dem Berg mühsam und in harter Handarbeit die Kohle entrissen, so steigerten zunächst Presslufthämmer und später Schrämmaschinen die Kohleförderung. Die hölzernen Stempel zur Abstützung des Gebirges wurden durch Stahlstempel ersetzt und führten im Verlaufe der technischen Entwicklung des Bergbaus schließlich zum hydraulisch betriebenen Schildabbau des Strebs.
Auch die übertägige Weiterverarbeitung der geförderten Kohle wie etwa Kohlenwäsche, Kokerei und Brikettierung wurden gezeigt.
Welche Bedeutung der Steinkohlenbergbau für unsere Region hatte, wurde anhand der Auflistung und Vorstellung der 62 im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte im Aachener und Limburger Revier entstandenen und betriebenen Bergwerke deutlich.
Literatur:
Eine aktuelle, preiswerte, um- und zusammenfassende Geschichte des europäischen Bergbaus kann man (noch) bei der Bundeszentrale für politische Bildung erwerben:
Brüggemeier, Franz-Josef: Grubengold. Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute. (Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung. Schriftenreihe Band 10315). Bonn 2018, 456 Seiten, (7,- EUR zzgl. Versandkosten)
Buchauswahl zur regionalen Bergbaugeschichte:
Wiesemann. Jörg: Steinkohlenbergbau um Aachen: vom 14. Jahrhundert bis zur napoleonischen Zeit ; Fotoexkurs in die Zeit unserer Väter. Heimatblätter des Kreises Aachen Jg. 50. Aachen 1997 (verfügbar in der Stadtbibliothek)
Schaetzke, Hans-Jakob: Vor Ort: Geschichte und Geschichten eines Bergbauunternehmens im Aachener Revier. Hrsg. vom Eschweiler Bergwerks-Verein. Aachen 1992 (verfügbar in der Stadtbibliothek)
Zu den aktuellen Folgen des Bergbaus vgl. beispielhaft:
Holhorst, Dieter E.: Sicherung alter Tagesschächte im Aachener Steinkohlengebiet. In: GLÜCKAUF. Bergbau und Energie. Berichte-Mitteilungen-Nachrichten. Nr. 32, Juni 2010, S. 4-14